— 38 -
Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg).
Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen.
„Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde.
„Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig."
So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.
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227 __
Handel und Verkehr. Straßburg wurde ent Handels- und Waffen-platz. Panzer und Helme, Schwerter und Beile, Bogen und Schleudern wurden hier in großer Anzahl verfertigt. Die 8. Legion hatte in Straßburg ihr Standquartier. Ebenso alt ist Metz. eine schon zur Römerzeit blühende Stadt. Manche Spitze der Lorberge der Vogesen krönte eine römische Burg, auch die Höhe des Odilien-berges. Mancher lothringische Ort verrät uns schon durch den Namen seine römische Abstammung. Bei St. Avold liegt Spittel, nicht weit davon Machern. Es sind römische Bezeichnungen wie Pie und Moyenvie. Art Stelle der gallischen oder germanischen Götter wurden die römischen verehrt. Mancher Tempel entstand zu Ehren des Merkur, Apollo oder der Diana.
Tie unermeßlichen Wälder wurden gerodet, die Sümpfe ausgetrocknet, die Wildwasser des Rheines eingedämmt. An den Abhängen der Hügel, die vorher mit Tannen und Buchen bestanden waren, erglänzte am üppigen Weinstock die saftige Traube. Eine neue glückliche Zeit war mit der römischen Kultur eingezogen.
4. Die Schlacht bei Straßburg 357.
Drüben über dem Rheine saßen die Alemannen und lauerten aus eine günstige Gelegenheit, in das römische Elsaß einzubrechen. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts hatte der römische Feldherr Julian die Einfälle der germanischen Scharen abzuwehren. Er war etit umsichtiger Feldherr und tapferer Soldat. Das Christentum, tas in jener Zeit römische Staatsreligion geworden war, haßte und verachtete er. Er wurde wieder Heide und wird deshalb der Abtrünnige genannt. Als er in das Elsaß kam, fand er eine große Zahl von Städten und Dörfern verwüstet; ein Teil der Alemannen war auf der linken Seite des Rheines schon ansässig geworden. Diese wollte er über den Rhein zurückwerfen.
An der epitze der wilden, kriegerischen Scharen stand Ehnodomar. Er war ein stolzer, verwegener Heerführer; in seiner nervigen Rechten schwang er einen Speer von riesiger Länge; aus seinem Kopse erhob sich ein Wulst roter Haare, ^hm folgten fünf Könige, zehn Gaufürsten, eine lange Reibe von Edeln und 35 000 Krieger.
_ ~ ^sen stellte Julian bei Straßburg-Hausbergen seine Truppen tu Schlachtordnung gegenüber. Als auch Ehnodomar seine Krieger ausstellte, erhob sich unter dem'fußvolk der Alemannen ein unwilliges Geschrei. Einmütig erklang ihr Ruf, die Fürsten sollten von den Pferden steigen und in ihren Reihen kämpfen. Falle der Kampf unglücklich ans, so könnten sie nicht so leicht den gemeinen Mann verlassen und hätten feine Gelegenheit zur Flucht. Kaum hörte das Ehnodomar, so sprang er sofort vom Pferde. Chite Zögern folgten die anderen Fürsten seinem Beispiel.
15*
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Extrahierte Personennamen: Metz Apollo Julian Julian
— 106 —
von den Bergen herab mit dröhnendem Hufschlag bis dicht an das Dorf.
Die Tiere mußten früher hier ihre Winterweide gehabt haben und waren
nun nicht wenig erschrocken und überrascht darüber, daß sich hier Hunderte
von Menschen, Männern, Weibern und Kindern, fanden, die sich mit Ge-
schrei und Jauchzen an ihre Verfolgung machten*). Meine eigne Liebe
zur Jagd wurde durch den Nutzen angeregt, den sie schaffte; denn der
Jubel unter den hungernden Leuten war groß, wenn ich, von einem Ritt
heimkehrend, ihueu sagen konnte: „Da oder dort liegt ein großes Stück
Wild, holt euch das Fleisch," oder wenn ich mit dem Ochsenwagen hinaus-
gefahren war und er mit Fleisch beladen seinen Einzug hielt . . .
Mit dem Kommen des Frühjahrs zog aber das Wild wieder von
dannen, und der Hunger stand nuu in um so drohenderer Gestalt vor unseren
Augen, als ringsum im Laude alle Hilfsquellen bereits erschöpft zu sein
schienen. Als aber die Not am größefteu war, fehlte es auch an neuer,
unerwarteter Hilfe nicht. Eines Tages kam ein Zug von Weibern ans den
weiter unterhalb am Flusse liegenden Klüften zurück, große Körbe auf dem
Kopfe tragend, welche mit einer mehlreichen, rötlichgelben Frucht gefüllt
waren; jene einsame Wildnis, sagten sie, sei voll von Bäumen, die diese
Früchte trügen. Bald ernteten da die Armen auf Gottes Ackerland. Die
Bäume hingen oft über dem Abgrund und mußten abgehaueu werden, fo
daß sie in die Tiefe stürzten, wo sie in Empfang genommen und ihrer
Früchte beraubt wurden. Von diesen Früchten lebte die Mehrzahl unserer
Leute etwa zwei Monate lang, bis endlich die Zeit kam, wo die ersten
Früchte auf den unter Mühen und Nöten hergestellten Neuländereien reiften
und wenigstens die Not des ersten, schwersten Jahres vorüber war.
(ä. Botschabelo nach 15 Jahren: 1880**).) Wenn man von Middel-
bürg dem Platze nahte, zeigte sich sofort an des Stationslandes Grenze, daß
die Bevölkerung arbeiten gelernt hatte, daß die Station ein Kulturzentrum
in diesem Teile des Landes bildete. Der Weg war zur Straße geworden; oft
verkehrten hier an einem Tage zwanzig bis vierzig Ochsenwagen. Der
Laden, die Mühle, Handel mit den Stationsbewohnern, Suchen nach medi-
zinischer und chirurgischer Hilfe führten Baueru und Engländer, Farmer
und Reisende von nah und fern, zu Wagen, zu Karre und zu Pferde zu
uns. Dnrch das früher nur schwer zu passierende Flüßchen Keerom war
eine gute Furt gebaut, an welcher Hunderte von unseren Männern viele
Tage gearbeitet hatten. In der Flußniederung zogen sich Gärten hin.
Jedes Stücklein besseren Landes war benutzt; früher sumpfige Stelleu
waren durch Gräben, die der Feuchtigkeit des Bodens zum Abzug dienten,
trocken gelegt und eigneten sich besonders zum Maisbau. Näher bei dem
Dorfe waren die Äcker in weiter Ansdehnuug mit Mauern eingefaßt, welche
dem Sir Theophilus Shepstone so imponierten, daß er ausrief: „Das sieht
hier nach Europa aus!" Die Dörfer lagen unter dem wohltuenden Grün
von Fruchtbaumgärten; besonders am Schanzberge waren die Pfirsichbäume
üppig aufgeschossen und bedeckten in weiter Ausdehnung den Bergrand.
*) Die Baßuto essen das Zebrafleisch besonders gern, während die Weißen und viele
schwarze Stämme, z. B. die Sulu, Swasi und Massai, es nicht berühren. Von Löwen
wird den Zebra besonders nachgestellt, sie folgen deshalb gern ihren Herden nach.
**) Im Anfang des Jahres 1882, als ich den Platz verließ, war die Zahl der Be-
wohner auf 1700 und die Zahl der Getauften auf 1475 gestiegen.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 261 —
begannen gegen 4 Uhr nachmittags die Glocken auf den Türmen von selbst
zu tönen, eine 10—12 Sekunden lange Erderschütterung jagte allen
Menschen Entsetzen ein; die Erde schien kochendslüssig geworden zu sein.
Schon glaubte man die Gefahr vorüber; da ertönte plötzlich entsetzlicher
unterirdischer Donner. Dann folgte eine 3—4 Sekunden lange senkrechte
und gleichzeitig eine wellenförmige Bewegung in sich kreuzenden Richtungen.
3—4000 Menschen wurden unter den einstürzenden Gewölben der Kirche
erschlagen, die Stadt war im Nu in Schutt verwandelt. So furchtbar
war die Gewalt des Zusammensturzes, daß von den 4 in dicken Pfeilern
der über 40 m hohen Kirche der heiligen Dreifaltigkeit keine Spur mehr
zu erkennen war. Ein zum Aufchluß an die Prozession bereites Linien-
Regiment wurde unter den Trümmern seiner Kaserne verschüttet. In
einigen Stadtteilen zeigten sich die Verheerungen weniger furchtbar; sogar
die stolze Kathedrale blieb dort stehen. Die dicke Staubwolke, die sich
beim Einstürze der Stadt gebildet hatte, senkte sich gegen Abend; die Luft
ward rein wie sonst, friedlich schante der sast volle Mond vom klaren
Himmelszelt, aber er sah grenzenloses Elend, grauenvolle Verwüstung, wo
vor kurzer Zeit noch glückliche Menschen gelebt, eine blühende Stadt ge-
standen hatte. Jammernde Familien irrten durch die Trümmer, nach
ihren verlorenen Lieben suchend ; verzweifelnde Mütter schleppten die Leichen
ihrer Kinder aus dem Schutt; kläglich um Hilse flehende Verwundete
wurden aus den Trümmerhaufen hervorgezogen,- was aus Mangel an
Werkzeugen mit den Händen geschehen mußte. Am Flußgestade unter
Bäumeu lagerte man die Unseligen; aber es fehlte alles, was ihr Elend
hätte lindern können: Betten, Leinwand zum Verbinden, chirurgische Werk-
zeuge, Arzneien — alles war begraben. Sogar das Wasser mangelte,
weil die Quellen verstopft, die Leitungen zerschlagen worden waren. Um
die Toten zu bestatten, mußte man seine Zuflucht zum Feuer nehmen;
mehrere Tage lang wurden Leichen verbrannt, denn es fehlte an Händen,
um die Tausende zu begraben. So war es in der herrlich gelegenen
Stadt schnell anders geworden, als es am frühen Morgen war.
Herrlich sind die großartigen Urwälder, die den größten Teil des
Küstengebirges von Venezuela in tropischer Fülle bedecken. Treten wir
einmal in diese Wunderwelt ein! Am Saume prangt, einem wundervollen
grünen Vorhange vergleichbar, ein umlaubtes Gewirr vou Lianen-, Reben-,
Bambusgrasgehängen; Zweige, Wurzeln und Schilf sind dicht verschlungen,
Blätter- und Blumengewinde schwanken überall im Lusthauche, sastige
Schirmblätter wanken kaum merkbar neben leichten Fiederblüttchen. Staunend
betrachten wir die unvergleichlich anmutigen und zierlichen Baumfarne,
die schlanken, von stolzen Blattkuppeln gekrönten Palmsäulen. Hier feffelt
nns eine glockenförmige, zweig- und astlose Laubwölbung; dort locken
farbenprächtige, berauschenden Duft aushauchende Orchideen, die dicht bei-
einander als Schmarotzer auf den Ästen der Waldriesen wuchern. Neu-
gierig betrachten wir die keck emporklimmenden und wieder niedersinkenden
Lianen, um die sich dichte Gewinde von scharlachroten und orangenfarbenen
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 222 —
In der Umgegend der Stadt und in dem Amte Bünde-Röding-
hausen findet gleichfalls viel Tabak- und Cigarren-Jndustrie statt,
namentlich im Hausbetriebe, am meisten da, wo von deni weniger
fruchtbaren Boden nicht viel Gewinn zu erwarten steht. Das Kirch-
dorf Rödinghausen mit 680 Eingesessenen liegt hoch am Nordfuße
des Wiehengebirges. Tort soll einst Wittekind ein Jagdrevier und
ein Rüder- (Rüden-, Hunde-) Haus gehabt haben. Die Höhe yber^
halb des Torfes und an der Südseite des Thales, in welchem das
kleine Börninghausen versteckt liegt, in der Bergkette, welche
es von dem schwesterlichen Rödinghausen trennt, ist eine Höhe,
welche alle übrigen umher weit überragt und sich oben in eine
breite, mächtige Kuppel wölbt. Kein Punkt der Gegeud bietet eine
so mannigfaltige und weite Aussicht, wie dieser Gipfel. Selbst der
Spiegel des Dümmersees blickt hinter dem Stemmer Berge hervor.
Einst hatte hier ein Nonnenkloster gestanden, welches besonders
auf der Südseite des Berges um das Kirchdorf Röding-
Hausen her reiche Güter besaß. Allein eben dieser Reichtum hatte
bit Klosterjungfraueu mit der Zeit üppig, stolz und hart gemacht,
so daß sie der ganzen Gegend umher ein Ärgernis, den Röding-
hausern aber, welche ihnen meist pflichtig waren, eine schwere Pla^
wurden. Da geschah es, daß ein Mißjahr eintrat. Mangel und
Not wohnte unten in den Thälern. Die Speicher des Klosters
aber waren reichlich versehen, und Üppigkeit herrschte da oben in
hen prächtigen Gemächern. Die Rödinghauser, welche die erleuchteten
Fenster und das Wohlleben in der Abtei beständig vor Augen hatten,
ergrimmten nun vollends. Sie versuchten es noch einmal, gingen
hin und baten um Erbarmen und Hilfe. Schnöde aber wurden sie
abgewiesen. Da sprachen sie: „Ein Stein erbarmt sich ja wohl,
und ihr nicht?" Und darauf hat sich gauz Rödinghausen aufgemacht,
das Kloster erstürmt, die Nonnen verjagt und selbst die Steine des
Gebäudes von dannen geschleppt. Nur einen der Seitentürme hat
man stehen lassen zum Wahrzeichen. Ein Überrest davon ist noch
vorhanden. Und ein Stein, man sagt der Grundstein, hat müssen
liegen bleiben, weil sogar sechs Pferde ihn nicht vom Platz brachten.
Dieser liegt noch immer dort, ein Denkzeichen jener Hartherzigkeit.
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Die Ebene.
Von einem über alle Gebäude der Stadt hinausragenden Punkt
können wir die Stadt und die umliegende Gegend überschauen.
Nach allen Seiten haben wir einen freien Ausblick in das vor uns
liegende Stück Land. Erst in weiter Ferne hebt sich der Boden und
hält unsern Blick auf. Würden sich solche Erhebungen nahe bei der
Stadt finden, wäre eine freie Umschau uicht möglich. Eine Gegend,
die sich so überblicken läßt, bei der das Land keine besonderen,
größeren Erhebungen zeigt, heißt Ebene. Nürnberg liegt in einer
Ebene. Die Lage in der Ebene hat für die Stadt große Vorteile.
Eine große Stadt breitet sich nach allen Seiten immer mehr aus.
Diese Erweiterung wird bei ebenem Boden nicht aufgehalten,
während größere Erhebungen in einer Richtung oder gar im Um-
kreis dem Bau der Häuser und der Anlage von Straßen hinderlich
wären. (Schon der Burgberg, hinter dem ein Teil der Stadt liegt,
hindert den Verkehr und man will deshalb einen Burgbergtunnel
bauen.) Ein anderer Vorteil der ebenen Lage der Stadt sind die
bequemen Verbindungswege der Stadt mit der Umgegend, auf denen
ein schneller und sicherer Verkehr möglich ist. In alter Zeit war
es für eine Stadt vorteilhaft in ebener Gegend zu liegen, da man
herankommende Feinde rechtzeitig bemerken und sich gegen ihre An-
griffe schützen konnte.
Rings um die Stadt, mit Ausnahme der Westseite, ist die
Nürnberger Ebene mit Wald bedeckt, der an einzelnen Stellen, be-
sonders im Süden und Osten, nahe an die Häuser heranreicht.
(Vorteil für die Stadtbewohner. — Gartenstadt.) Lorenzer Forst
im Süden und Sebalder Forst im Norden der Stadt. Wir finden
fast nur Föhrenwald, weil auf dem unfruchtbaren Sandboden der
Nürnberger Ebene nur der Kiefernbaum gedeiht. Die zwischen den
Waldpartien liegenden Strecken sind mit Heidekraut und Ginster-
pflanzen bewachsen, die sich mit solchem Boden begnügen. (Bienen-
zucht in der Nürnberger Gegend. Heidekraut beliebte Bienen-
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72
-Zweiter Teil. Tas Königreich Sachsen.
Schloß Rochsburg an der Zwickau er Mulde,
die am besten erhaltene Ritterburg Sachsens, init Graben, Zugbrücke, Ringmauer und Wartturm.
Das mittelsächsische Bergland.
Landschaft. Nördlich der Linie Glauchau—frankenberg —Siebenlehn, in dem
Dreieck zwischen den beiden Mulden, liegt das mittelsächsische Bergland. Ohne scharfe
Grenze, ohne hervorragende Berge ist es eigentlich weiter nichts als die Fort-
setzung des Erzgebirgs süßes. An manchen Stellen, z. B. bei
Hohenstein und bei Geringswalde, erhebt sich das Land zu einem etwa 100 m hohen
H ü g e l r a n d. Die ganze Mitte des Gebietes aber ist eine lang-
weilige, wellighügelige Fläche. Nur die Täler machen den Ein-
druck einer malerischen Gebirgslandschaft. Die Zwickauer Mulde, Chemnitz und
Zschopau, die im erzgebirgischeu Becken in breiten Wiesenauen dahinfließen, bilden
mit einem Male enge, st eil wandige Täler, deren Abhänge Kirchturmhöhe
besitzen. Mischwald aus Fichten und Buchen bedeckt die Steilhänge, alte Ritterburgen
lugen aus dem Waldkleid hervor. (Wolkenburg, Rochsburg, Lichtenwalde, Kriebstein.)
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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— 211 —
mächtige Strom, der aus der Vereinigung des ruhigen Euphrat
und des reißenden Tigris entstanden ist, führt den Namen
Schatt-el-Arab, d. i. Strom der Araber. Er bildet bei seiner
Mündung in den Persischen Meerbusen ein Deltas)
Ii. Wie sah es einst hier aus?
Unser Ziel wies uns schon darauf hin, daß dieses Gebiet eine
große Vergangenheit besitzt.
1. Hier blühten im Altertume die uns aus der heiligeu
Geschichte bekannten Weltreiche Assyrien und Babylons)
Damals waren die Euphrat- und Tigrisländer vorzüglich angebaut.
Durch Riesendämme hatte man die beiden Ströme, die häufig über ihre
Ufer traten, gezähmt und durch ein verzweigtes Kanalnetz das Land so
fruchtbar gemacht, daß der Weizen 200—300 fältig trug und handbreite
Blätter hatte).^) Das Land war dicht bevölkert und reich an großen
Städten. Die wichtigsten waren Ninive und Babylon. Ninive lag
am Tigris und zwar dort, wo heute die Stadt Mosul liegt.
a. Ninive war viele Jahrhunderte hindurch die große, zahlreich
bevölkerte Hauptstadt des assyrischen Reiches. Die Mauern waren 30 m
hoch und hatten einen Umfang von zwölf deutschen Meilen (90 km).
Fünfhundert Türme erhoben sich auf ihnen, und jeder derselben war
65 m hoch.
Ihren Untergang fand die stolze Stadt durch die Meder, welche
sie drei Jahre belagerten. Endlich wurde ihnen der Eingang in die
Stadt durch eine Überschwemmung des Tigris geöffnet, durch welche
ein Teil der Mauer niedergeworfen wurde. Während eines Festes, an
welchem sich in der Stadt alles der Freude hingegeben hatte, überfielen
sie das assyrische Heer und hieben den größten Teil desselben nieder.
Der König ließ, als er sich verloren sah, einen Ungeheuern Scheiter-
Haufen errichten und sich auf ihm samt seinem ganzen Haus, allen
seinen Schätzen und Gütern verbrennen. So ging das Wort der Weis-
sagung des Propheten Nahum in Erfüllung: „Mit überströmender Flut
macht er ihrem Ort ein Ende." „Ninive ist wie ein Teich voll Wassers
von jeher." „Die Tore deines Landes sollen deinen Feinden geöffnet
werden,- Feuer soll deine Riegel verzehren." „Und die fröhliche Stadt,
die so sicher wohnte und sprach: ,Jch bin's, und keine mehr!' wie
ist sie so wüste geworden, daß Herden darin lagern und allerlei
Dleses Delta trägt im Gegensatz zu den pflanzenleeren Felsen und den
baumlosen Ebenen Mesopotamiens herrlichen, subtropischen Wald mit Pracht-
vollen Dattelpalmen.
2) In einfachen Volksschulen zu kürzen.
3) Mesopotamien war das Holland des Altertums. Jeder hervorragende
König war bestrebt, durch Pflege und Ausbau des Kanalnetzes seinen Namen
ruhmvoll und gesegnet bei den Nachkommen zu erhalten.
14*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Gelände und dahinter schimmert ein steinernes Häuschen ohne Giebel,
mit einer Mauer umgeben. Eine Schafherde weidet in der Nähe des
Bahndammes, und links zieht sich ein frischgepflügtes Ackerfeld bis zum
Horizont hin, wo eine kleine Hütte friedlich aus schattenspendenden
Büschen hervorlugt. Dann mehren sich die menschlichen Wohnungen.
Die eintönige, graugelbe Farbe der Landschaft wird durchbrochen von
dunklen Flecken, grünen Flächen und von blaudunklen Baumgruppen,
die, meist aus hervorragenden Pappeln und massigen Weiden bestehend,
hier dem Bilde ihr typisches Gepräge verleihen. Bald erscheinen zu beiden
Seiten der Bahn Weinberge; wir nähern uns der altberühmten Wein-
stadt Mendoza.
Sie liegt 83o m über dem Meeresspiegel in einer fruchtbaren Ebene,
am Fuße des mächtigen Kordillerengebirges. Das Klima gehört zu dem
angenehmsten in Südamerika. Die Bevölkerung beläuft sich auf zirka
20000 Seelen, von denen etwa 200 Deutsche sind.
Vor der Erbauung der Eisenbahn brauchte man zur Beise von Buenos
Aires nach Mendoza im Ochsenkarren zwei Monate. Später wurde eine
Beförderung durch Eilwagen eingerichtet, die drei Wochen erforderte.
Jetzt fährt dreimal wöchentlich ein Zug der Pacific-Eisenbahn, der
„Ferrocarrel del Pacific“, in zwanzig Stunden in die Weinregion
Argentiniens. Über Mendoza scheint ein unglückliches Geschick zu
walten. Bereits 1861 und 1903 wurde die Stadt durch Erdbeben heim-
gesucht. Im Jahre 1861 kamen etwa 10000 Menschen ums Leben.
Die Trümmer zweier Kirchen und einiger Häuser erinnern noch heute
an jene schreckliche Zeit. Abends gegen 8 Uhr begann damals ein
unterirdisches Getöse, dem gleich darauf ein heftiger Erdstoß folgte,
der in wenigen Sekunden die Stadt in einen Trümmerhaufen verwan-
delte. Die Menschen konnten sich nur dadurch retten, daß sie beim
ersten Stoß sofort Bettung unter den Tür- oder Fenstergesim-
sen suchten. Im August 1903 zerstörte das Erdbeben mehrere
„Bodegas“, d. h. im großen Maßstab angelegte Depots für die
gewaltigen, in jener Gegend produzierten Weinmengen, und verursachte
dadurch eine wahre Weinflut in den Straßen, und vor zwei Jahren hat
das Schicksal wiederum mit furchtbarer Gewalt an die Tore der schwer
heimgesuchten Stadt geklopft. Wie bereits erwähnt wurde, heißt Men-
doza „Weinstadt“. Neben der spanischen Bebe mit der großen Traube
werden dort deutsche und französische Beben aller Art angebaut. Der
192
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Buenos
Aires Mendoza Argentiniens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
14. Armin, der Befreier Deutschlands. 105
immer dichter und endloser; riesige Stämme versperrten fort-
während den Weg. Immer mußte mein halt machen. Bäume
niederhauen, Wege bahnen, Brücken schlagen. Dazu führte
Varus — es war ja Friedenszeit! — einen großen, schwer-
fälligen Troß von Wagen, Lasttieren und Sklaven mit sich.
Die Legionen konnten keinen geschlossenen Zug mehr halten.
Um sie noch mehr auseinander zu bringen, begann der Regen
in Strömen herabzugießen und der Sturmwind zu heulen.
Der aufgeweichte Boden verstattete keinen sichern Tritt, man
strauchelte beständig über Wurzeln und Baumstümpfe. Der
Sturm riß von den uralten Eichen schwere Äste herab, welche
die darunter Schreitenden verletzten und in schreckliche Ver-
wirrung brachten.
Und nun begannen die Deutschen ihre Angriffe. Durch
das Gebüsch brachen sie von allen Seiten gegen die Bedrängten
hervor, schleuderten von weitem ihre Speere auf die zwischen
Wagen und Trvßknechten ermüdet Dahinziehenden und stürmten,
nachdem sie schon viele erlegt hatten, dicht heran. Hatten sich
nun die Römer mit unendlicher Mühe ein wenig zur Abwehr
geordnet, so verschwanden die Feinde ebenso rasch, wie sie
erschienen waren, in den Wäldern, wo sie jeden Fußpfad, ja
jeden Baum kannten, und brachen wieder hervor, sobald die
Legionen ihren Marsch fortsetzten.
Mitten in dieser Bedrängnis brachten es doch die Römer
fertig, ein Lager aufzuschlagen, streng nach den Regeln der
römischen Befestigungskunst. Die Mehrzahl der Wagen und
was sonst überflüssig erschien, verbrannten sie. Am folgenden
Tage schien sich ihre Lage etwas bessern zu wollen, sie kamen
in lichtere Gegenden und konnten in besserer Ordnung mar-
schieren. Aber bald gerieten sie wieder in die Urwälder, die
feindlichen Angriffe erneuerten sich, die Verwirrung wurde
immer größer. In dem Wirrwarr hinderte ein Kämpfer
den andern, die Bäume standen überall im Wege. Endlich
sank die Nacht hernieder und machte deni Ringen ein Ende.
Abermals wurde ein Lager aufgeschlagen. Aber es war von
geringem Umfang, der Wall war ungleich, der Graben flach;
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